Historisch korrekter Putz fürs Museum
Das Staatliche Museum Schwerin beherbergt heute die Galerie Alte und Neue Meister. Seit den 1990er Jahren wurden die Fassaden saniert. Die rückseitige Front zeigte sich bis 2016 in unverfälschtem historischen Gewand, bevor wir den Auftrag für diese sensible denkmalgerechte Sanierung erhielten und diesen im Herbst 2021 abschließen konnten.
Im Ergebnis zeigen die sanierten Fassaden wieder ein intaktes, ursprüngliches, bauzeitliches Erscheinungsbild. Sanierte Bauteile und Oberflächen fügen sich harmonisch in den ablesbar historischen Bestand ein. Bis dahin war es jedoch ein weiter, mehrere Jahre währender Weg.
Die Gestalt der historischen Fassaden des Staatlichen Museums Schwerin wird wesentlich von der Kombination verschiedener hochwertiger Materialien geprägt. Besonders auffällig sind die ocker und ziegelrot eingefärbten Putze. Dabei unterscheiden sich die verschiedenen Putzflächen sowohl in der Farbe als auch in der Verwendung unterschiedlicher Korngrößen bei den Zuschlagstoffen. Neben feinen und glatten Putzoberflächen stehen beispielsweise Kassettenfelder mit sehr grobem Spritzbewurf. Bevor mit der eigentlichen Sanierung begonnen werden konnte, erarbeitete das Team von Heidelmann & Klingebiel ein umfangreiches Instandsetzungskonzept.
Muschelschalenbruch im Putz
An den Fassaden waren deutliche Putzschäden zu erkennen, die in kleineren Teilbereichen bis zum Totalverlust fortgeschritten waren. Bei Voruntersuchungen sind Zustand und Inhaltsstoffe der am Objekt vorhandenen Putzarten genauer analysiert worden. Insgesamt konnten neun unterschiedliche Putzrezepturen labortechnisch bestimmt werden. Als Zuschlagstoffe wurden im 19. Jahrhundert überwiegend Quarz sowie Naturstein- und Ziegelsplitte für die Fein-, Glatt- oder Spritzputze verwendet. Eine Besonderheit war die Zugabe von Muschelschalenbruch. Dieser erzeugt durch die kleinen, mitunter leuchtend weißen Partikel ein leichtes „Glitzern“ der Putzoberflächen im Sonnenlicht.
Anhand einer vorab erstellten Musterachse wurden Farb- und Oberflächenbeschaffenheit der Ergänzungs- und Neuputzflächen abgestimmt. Die Herausforderung bestand dann darin, den Bestand zu ergänzen und wo nötig zu erneuern – dabei aber ein einheitliches Gesamtbild herzustellen. So wurden historische Flächen gereinigt, ohne ihnen die Patina zu nehmen und angrenzende neue Flächen genau angepasst.
Terrakotten mit Laser behandelt
Von der Verwitterung besonders beanspruchte Bauteile, wie Gesimse, sind aus gelblicher Terrakotta hergestellt worden. Aus dem gleichen Material wurden auch bildkünstlerisch hoch qualitative und teilweise reich gestaltete Bauteile wie Akroterien, Medaillons, Kapitelle und Ornamentfriese in die Fassadengestaltung integriert. Neben gut erhaltenen Architekturteilen aus Terrakotta gab es Bereiche mit Rissen, Abplatzungen und Fehlstellen. Andere Bereiche, die mit Terrakottateilen gestaltet sind, haben die Zeiten nahezu unversehrt überstanden und wiesen nur Patina auf. Alle Terrakotten wurden im Heißdampfverfahren gereinigt und durch Laserbehandlung von verkrusteten Belägen befreit. Fehlende Terrakottateile ersetzte man durch Abformungen und Kunststein-Abgüsse der Bestandselemente.